Vom römischen burgus zum Ferienort

Vorab der aktuelle Stand

Burgen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz. Sie gehört zur Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Der Ort besteht aus zwei Ortsteilen, die ursprünglich zwei eigene Dorfgemeinden bildeten: Burgen und Burgen Fahls.

Ende 2018 lebten in Burgen 548 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Frohnbach, der aus mehreren kleineren Bächen in den nahen Hunsrückhängen gespeist wird, fließt mitten durch den Ort und mündet 3 km weiter schließlich bei Mülheim in die Mosel.

Burgen liegt 180 m über Normalhöhennull und innerhalb der gemäßigten Klimazone; es herrscht ein im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands sehr warmes und sonniges Klima. Durch die Lage im Lee der Eifel werden Niederschläge bei Nordwestwetterlagen häufig abgehalten. Eine ständige Verdunstung des nahen Moselwassers führt besonders im Frühjahr und Herbst zu regelmäßig hoher Luftfeuchtigkeit. Die dadurch entstehenden Nebel der Mosel breiten sich dann oft über die gesamte Tiefe und Breite des Frohnbachtals bis zu den Hunsrückhängen aus.

Wie alles begann...

Im Urstromtal der Mosel

Urstromtal der Mosel

Burgen liegt im Urstromtal der Mosel, das sich vor ca. 350.000 Jahren ausprägte, als der Fluss noch nicht auf sein heutiges Bett festgelegt war. Denn der geologische Untergrund aus weichen Schiefern, Grauwacken und quarzitischen Härtlingszügen machte große Schleifen im Verlauf möglich.

Bei einem Durchbruch wurde eine südliche Schleife abgetrennt. So entstand zwischen den Orten Burgen, Veldenz und Mülheim ein lang gestreckter Umlaufberg, der Hasenläufer oder Geis-Berg. Erst ca. 150.000 Jahre später und nach einem weiteren nördlichen Durchbruch kam die Mosel in ihrem heutigen Bett zur Ruhe.

Mit der Hebung des Rheinischen Schiefergebirges bildeten sich die spektakulären Terrassen- und Steilhänge, in deren bis zu 300 m tiefen Schluchten der Fluss heute seinen mäandernden Lauf nimmt. Das Urstromtal war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder verlandet und bot Fauna und Flora erneut Gelegenheit sich anzusiedeln. Ein Angebot, dem später auch der Mensch folgte.

Von ca. 400 vor bis ca. 200 Jahre nach unserer Zeitrechnung

(Grafik: Rekonstruktion eines burgus in Ahegg)

Beweise für menschliche Siedlungen finden sich im Urstromtal der Mosel und der nahen Umgebung seit der Bronzezeit in Form von Grabfunden und den Resten einer Fluchtburg, der sog. Heidenmauer, hinter dem Veldenzer Schloss, 1,5 km entfernt von Burgen. Vor etwa 2000 Jahren erscheinen die Römer. Hier siedeln sie im Gebiet der Treverer, einer keltischen Volksgruppe, von der sich auch der Name der Stadt Trier (augusta treverorum) herleitet.

Den Römern fällt früh die strategisch und topographisch günstige Lage des Frohnbachtals auf, von wo aus das nahe Hunsrückplateau und damit die bedeutende Römerstraße Trier-Bingen-Mainz relativ mühelos bestiegen werden kann. Sie sichern darum den Aufstieg mit Hilfe eines befestigten Militärstützpunktes (lat. burgus). Aus burgus wird später im Volksmund Burgen werden. Der nur 800 m entfernte Römerberg - heute eine Burgener Weinlage - verbirgt die Reste eines römischen Anwesens, dessen luxuriöse Ausstattung auf den Wohnsitz eines Befehlshabers oder Verwaltungsbeamten schließen läßt.

Wirtschaftliche Grundlage ist um diese Zeit bereits der Weinbau. Das Urstromtal ist zu einem römischen Staatsgut auf militärischer Basis geworden.

6. bis 12. Jahrhundert

(Bild: Taufe Chlodwigs durch den hlg. Remigius, Elfenbeintafel, 10. Jahrhundert, Musée de Picardie, Amiens, Frankreich)

Nach dem Zusammenbruch des römischen Reichs findet sich das fränkische Geschlecht der Merowinger als Herrschaft von Trier und der Moselgebiete wieder. Burgens Ortsteil Fahls leitet sich von einem merowingischen Königshof (Pfalz, von lat.: palatium) ab, der hier einmal existiert hat. Mit der politisch motivierten Taufe König Chlodwigs I (466?-511) im Jahre 498 findet das Christentum nach und nach seinen Weg auch an die Mosel.

Als ein Krongut wird der gesamte Besitz von Burgen und seinen Nachbarortschaften um 590 von Kind-König Childebert II (575-596) an Bischof Agericus und das Domkapitel Verdun verschenkt, weil dieses "keinen Ort hatte, wo es Wein ernten konnte". 500 Jahre lang wird der Besitz von Vögten (von ahd.: voget = Schutzherr) im Namen des fernen Domkapitels verwaltet, deren Namen nicht überliefert sind. Erst 1086 erfahren wir von einem gewissen Vogt Emicho von Veldenz. Zu seinem Verwaltungsbereich gehören die vier Pfarreien Dusamant (Dusemond = Brauneberg), Molins (Mülheim), Valdentia (Veldenz) und Borg (Burgen).

Emicho vererbt seine Vogtei um 1100 an Sohn Gerlach, der sich Gerlach I, Graf von Veldenz nennt. Zusammen mit anderen Besitzungen an der Nahe, dem Glan und in der Pfalz bildet die Veldenzer Vogtei fortan die Grafschaft Veldenz. Einer von mehreren gräflichen Beamten - Ritter oder Hofmann - residiert nachweislich in der Burgener Pfalz. Trotz der neu erworbenen Grafenwürde bleiben die Veldenzer Lehnsmänner des Domkapitels in Verdun, dessen Bischöfe es sich nicht nehmen lassen, ihre Vögte auf ihrer mittlerweile erbauten Burg Veldenz mehrfach zu besuchen und zu kontrollieren.

13. bis 17. Jahrhundert

(Bild: Wappen von Burgen und von Veldenz)

Als Gerlach V 1260 stirbt, erlischt mit ihm das Veldenzer Grafengeschlecht in männlicher Linie. Seine Tochter begründet durch ihre Heirat mit Heinrich von Geroldeck (Schwarzwald) die zweite Grafenlinie.

Mit dem 13. Jhd. lösen sich allmählich die Beziehungen zu Verdun. Rudolf von Habsburg (1273-1291) verleiht Graf Heinrich von Veldenz am 22. April 1286 für den Ort Veldenz Stadtrechte und die Erlaubnis einen Wochenmarkt abzuhalten. Der eigentliche Grundherr, der Bischof von Verdun, spielt zu diesem Zeitpunkt offensichtlich bereits keine Rolle mehr. Das Veldenzer Land erweist sich aber als räumlich und damit auch wirtschaftlich zu klein, um das Dorf zu einer Stadt zu entwickeln. Dies liegt weniger an der Friedfertigkeit der Grafen, sondern an der Tatsache, dass das Veldenzer Land an allen Seiten umgeben ist vom Kurstaat Trier, dem auch das Bistum Verdun verbunden ist. Kriegerische Eroberungen verbieten sich daher.

1444 stirbt auch die zweite männliche Linie der Veldenzer Grafen aus. Tochter Anna heiratet den dritten Sohn des deutschen Kaisers Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) und begründet damit das dritte Veldenzer Grafengeschlecht. Mit der Ehe gelangt der gesamte Besitz an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken. Titel und Wappen (blauer Löwe mit roter Zunge und goldenen Krallen auf silbernem bzw. weißem Grund) der Moselländer werden den blau-weißen bayerischen Rauten der Zweibrücker hinzugefügt. Auch das Burgener Wappen führt neben einem Festungsturm in Anspielung auf den Ortsnamen im oberen Teil den Veldenzer Löwen fort.

1552 tritt an Stelle des Bischofs von Verdun der König von Frankreich als offizieller Lehnsherr der Grafschaft Veldenz auf. Im 16. Jhd aber wird das Veldenzer Land im Zuge der Reformation zu einer protestantischen Insel im kurtrierischen Raum. Auslöser ist die Heirat des Pfalzgrafen Georg Hans mit einer Tochter des schwedischen Königshauses. Während des 30jährigen Krieges wird die Grafschaft zwischen 1627-1648 daher prompt von den Kurtrierern besetzt. Nach Beendigung des Krieges erhebt Frankreich erneut Anspruch auf die Grafschaft. Als sich Graf Leopold Ludwig von Veldenz weigert, Ludwig XIV als Lehnsherrn anzuerkennen, läßt dieser am 16. Juli 1680 kurzerhand Burg Veldenz besetzen. Unter Druck gesetzt und in seiner Existenz bedroht, anerkennt Leopold Ludwig schließlich den französischen König als seinen Lehnsherrn. Trotzdem wird die Burg im folgenden Jahr von den abziehenden Franzosen niedergebrannt.

Die Linie der Grafen von Veldenz stirbt mit Pfalzgraf Leopold Ludwig im Jahre 1694 endgültig aus.

Ab dem 18. Jahrhundert

(Bild: historische Karte der Grafschaft Veldenz von 1777)

Dem Tod des letzten Grafen von Veldenz folgen langwierige Erbstreitigkeiten zwischen dem verwandten schwedischen Königshaus und den Pfälzern. Im spanischen Erbfolgekrieg (1701-14) werden Burgen und Gornhausen geplündert, Veldenz gar zerstört. Französische Truppen sowie nachfolgend die Reichsarmee bringen die Bevölkerung während des polnischen Erbfolgekrieges (1733-35) endgültig an den Bettelstab. Am Ende findet sich die Grafschaft Veldenz im Besitz der Kurpfalz wieder und mit der Ernennung von Herzog Karl-Theodor zum Kurfürsten von Bayern wird das ganze Gebiet schließlich zwischen 1778-95 bayerisch. (Die Könige von Bayern übernehmen 1835 den Veldenzer Löwen in ihr Staatswappen.)

Zwischen den Napoleonischen Kriegen 1795 und 1814 gerät die Veldenzer Grafschaft wieder unter französische Oberhoheit.

Am 1. April 1817 übernimmt Preußen die aufgelösten Kleinstaaten als Rheinprovinz. Diese wird nach dem II. Weltkrieg 1945 aufgelöst.

Trotz ihrer wechselvollen Geschichte ist die kleine, aber historisch so bedeutsame Grafschaft Veldenz seit dem frühen Mittelalter immer in ihren Grenzen erhalten geblieben. Und damals wie heute wird sie von den Menschen und ihren sieben Ortschaften geprägt: Burgen, Burgen Fahls, Veldenz, Brauneberg (Dusemond), Mülheim, Andel, Gornhausen.

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